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Mitgliederbeschluss der Jahreshauptversammlung zur Testung aller aktiven Classic-Pony-Hengste auf das mutierte Silberallel (Z-Allel)

Aufgrund der Missverständnisse, die mit der ersten Veröffentlichung des Mitgliederbeschlusses der Jahreshauptversammlung 2022 zur Testung aller aktiven Classic-Pony-Hengste und den damit verbundenen Informationen zu möglichen Augenanomalien in Verbindung mit dem Z-Allel einhergingen, wurde der nachstehende Bericht in Zusammenarbeit mit Dr. Monika Reißmann (Leiterin des Molekularbiologischen Zentrums der Humboldt-Universität zu Berlin) erstellt. Der Vorstand der Interessengemeinschaft Deutsches Classic-Pony e.V. hofft, dass der Text trotz der hohen Fachlichkeit für die Leser verständlich ist. Bei Rückfragen stehen wir gerne zur Verfügung.

Auch in der Hobbytierzucht rückt der Tierschutzgedanke immer mehr in den Focus. Nachdem die Bedingungen für unsere Nutztiere vielfach angeprangert wurden, ist nun auch insbesondere in der Pferdezucht Handlungsbedarf gefordert worden. Es gibt seitens der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) bereits verschiedene Pläne zur Anpassung der Leitlinien und Vorschriften, um den Forderungen der Politik gerecht zu werden.

Nicht nur in der Pferdezucht, sondern auch z.B. bei verschiedenen Hunderassen spielen immer häufiger Untersuchungen und Gentests bei Zuchttieren zur Vermeidung der Vermehrung von Erbkrankheiten eine wichtige Rolle. Zucht bedeutet heutzutage, dass nicht nur die Elterntiere nach ihrer Abstammung und den Eigenschaften ihrer Vorfahren selektiert werden, sondern auch, dass bewusst und verantwortungsvoll nur gesunde Tiere verpaart werden, um der Nachzucht die Voraussetzungen für ein langes, gesundes und qualitätsvolles Leben mit auf den Weg zu geben.

Seit geraumer Zeit ist bekannt, dass einige Fellfarben mit Erkrankungen an den Sinnesorganen in einem genetischen Zusammenhang (Pleiotropie) stehen. Als Beispiele gibt es die Nachtblindheit bei reinerbigen Volltigern und Splashed White gefärbte Pferde können taub sein. Auch bei verschiedenen Hunderassen kennt man diese Zusammenhänge. Für die Farbe „Merle“ reinerbige Hunde sind taub und besitzen massive Fehlbildungen an den Augen. Damit keine solchen Nachkommen entstehen können, ist es bei der Rasse Australian Shepherd inzwischen verboten, zwei Tiere mit der Farbe „Merle“ zu verpaaren. Dort wird diese Verpaarung als Qualzucht angesehen.

Die meisten unserer Classic-Ponys besitzen auch eine besondere Farbe. Sie haben oft ein schokoladenbraun aufgehelltes Deck- und silbriges Langhaar, genannt Silberfarben. Diese Farbe ist vor sehr langer Zeit durch eine Genmutation (Silber-Z-Allel) im Silber-Gen entstanden. Diese Mutation ist dafür verantwortlich, dass das schwarze Pigment im Fell aufgehellt wird. Diese Aufhellung ist im Langhaar am stärksten und führt zu einer silbergrauen bis weißen Färbung. Schwarzes Deckhaar hellt dagegen weniger auf und wird dunkelgrau- bis schokoladenbraun. Diese aufhellende Wirkung ist jedoch nur bei Pferden mit der Grundfarbe Rappe oder Braun zu finden. Bei Füchsen ist keinerlei Veränderung der Farbe zu verzeichnen. Daher sind die früher verwendeten Bezeichnungen „Fuchs“ oder „Dunkelfuchs mit hellem Behang“ fachlich nicht richtig. Unsere optisch vielleicht dem Haflinger oder dem Schwarzwälder Fuchs ähnelnden Ponys haben farbgenetisch nichts mit diesen zu tun. Aufgrund der neuen Kenntnisse über diese Farbe wurden bei den meisten Zuchtverbänden federführend durch die FN die Bezeichnungen als „Rappsilber“ bzw. „Braunsilber“ angepasst. Manchmal werden solche Pferde oder Ponys noch traditionell als Rapp- bzw. Braunwindfarben bezeichnet. Aufgrund der fehlenden Wirkung gibt es aber keine „Fuchssilber“, sondern nur „Füchse, Träger des Silberallels Z“. Das helle Langhaar bei Füchsen beruht auf einer anderen Mutation.

Die Silberfarbe tritt auch in anderen Rassen auf. Dazu gehören Isländer und Rocky-Mountain-Horses, aber auch Shetlandponys und Kaltblutpferde wie die Comtois. Bei den Rocky-Mountain-Horses fiel zuerst auf, dass diese Pferde oftmals mit Augenproblemen behaftet sind. Dazu gehören häufige Augenentzündungen, auffällige „Glubschaugen“, grauer Star, trübe Augen, geschwollene Augen, Augenzysten und nicht zuletzt die Erblindung.

Rocky-Mountain-Horses, Isländer und auch American Miniature Horses waren bereits Teil von umfassenden Studien, und es konnten eindeutig die Zusammenhänge zwischen den Augenanomalien (MCOA) und dem Vorhandensein des Silberallels bewiesen werden. Die dabei gewonnenen Erkenntnisse sind vollumfänglich auch auf alle Rassen mit silberfarbenen Pferden übertragbar. Dazu gehören neben unseren Deutschen Classic-Ponys auch die Deutschen Partbred Shetlandponys.

Eine besondere Rolle für das Auftreten einer schweren Form dieser Augenerkrankung spielt die Frage, ob das Silberallel Z von einem oder beiden Elternteilen vererbt wurde, also ob es einmal oder zweimal auftritt. Ist das Z-Allel nur einfach vorhanden, sind massive Augenkrankheiten sehr selten. Beim doppelten Vorhandensein des Silberallels (ZZ) sind Augenanomalien jedoch extrem wahrscheinlich. Da das Z-Allel dominant wirkt, hat auch ein Pony mit nur einem Silberallel (Zz, mischerbig) auf jeden Fall die helle Mähne und die Deckhaaraufhellung und lässt sich äußerlich nicht von einem reinerbigen Pony mit zwei Silberallelen (ZZ) unterscheiden, weshalb es zur Erhaltung der Farbe nicht notwendig ist, reinerbige Silberallel-Träger zu züchten. Ponys, die kein Silberallel (zz) besitzen, zeigen keine Aufhellung und sind beispielsweise Rappen, Schwarzbraune oder Braune.

Bereits im Jahr 2018 hatte die IG Classic im Rahmen ihrer Jahreshauptversammlung einen Fachvortrag zu diesem Thema veranlasst, um die Züchter auf diesem Wege über die Problematik aufzuklären und entsprechend zu sensibilisieren. Ziel ist es, Ponys, die Doppel-Silberallel-Träger (ZZ) sind, auf keinen Fall miteinander zu verpaaren, da hier immer wieder reinerbige Silberallel-Träger (ZZ) entstehen, die mit großer Sicherheit an den Augen erkranken. Gegensteuern lässt sich hier, indem man diese Ponys mit einem Pony ohne Silberallel (zz) an paart. Da das Silberallel dominant wirkt, erhält man als Nachzucht trotzdem ein Pony mit heller Mähne und aufgehelltem Deckhaar, aber es ist ein mischerbiges (Zz) und wird kaum Augenveränderungen aufweisen.

Natürlich besteht auch bei der Verpaarung von zwei mischerbigen Ponys (Zz) die Gefahr, ein reinerbiges Silber-Pony, also einen Träger von zwei Silberallelen (ZZ) zu bekommen. Die Gefahr liegt bei 25%.

Verschiedene Rückschlüsse auf das Vorhandensein des Silberallels kann jeder Züchter zum Teil auch selbst ziehen:

      Bringt eine silberfarbene Stute mit einem ebenfalls silberfarbenen Hengst ein nicht silberfarbenes Fohlen (Rappe, Schwarzbraun, Braun) zur Welt, müssen beide Elterntiere
      mischerbig (Zz) sein.
      Bringt eine silberfarbene Stute mit einem unaufgehellten Hengst (zz) ein einfarbiges Fohlen, muss die Stute mischerbig (Zz) sein. Das gilt auch umgekehrt, also wenn z.B. eine
      Rappstute mit einem Silberfarbhengst ein Rappfohlen bringt, dann ist der Hengst auf jeden Fall mischerbig (Zz).
      Bringt ein viel frequentierter silberfarbener Deckhengst auch mit nicht silberfarbigen Stuten immer silberfarbene Nachkommen, ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass er reinerbig
      für das Silberallel ist.

In der Vergangenheit waren schon häufig in den sozialen Medien Anschuldigungen gegen Classic-Ponyzüchter zu lesen, dass ohne Rücksicht auf das Silberallel und dessen Risiken silberfarbene Ponys verpaart werden. Wie eingangs erwähnt, spielt der Tierschutz heutzutage eine große Rolle, und da inzwischen das erforderliche Wissen um die Problematik vorhanden ist, sollte entsprechend gehandelt werden. Im Rahmen eines Antrages zur Jahreshauptversammlung der IG Classic im Jahr 2021 kam das Thema Gen-Testung bereits zur Sprache. Verabschiedet wurde nun in der JHV 2022 eine Empfehlung an die FN, eine verpflichtende Testung von Deckhengsten in das Zuchtprogramm der Deutschen Classic-Ponys aufzunehmen. Das bedeutet, dass alle aktiven silberfarbenen Zuchthengste einen Test auf das Vorhandensein des Silberallels nachweisen müssten, dessen Ergebnis dann in den Hengstkatalog eingetragen wird. Eine Testung aller Zuchtstuten soll lediglich empfohlen werden und liegt damit in der Hand des Züchters. Auf diesem Weg würde es in der Zucht planbarer und sicherer werden, reinerbige Silberallelträger (ZZ) zu vermeiden, um Augendefekte und damit ein mögliches Leiden dieser Ponys zu minimieren.

Wer sich genauer mit dem Thema befassen möchte, findet hier Informationen:

 
Internetseite: „Das Silverallel und seine Augenanomalien“

Andersson/Axelsson/Dubielzig/Lindgren/Ekesten 2011:
„Multiple congenital ocular anomalies in Icelandic horses“

Andersson/Lyberg/Cothran/Ramsey/Juras/Mikko/Ekesten/Ewart/Lindgren 2011:
“Targeted analysis of four breeds narrows equine Multiple Congenital Ocular Anomalies locus to 208 kilobases
Online verfügbar Stand: 07.04.2022

Ramsey 2002: “Congenital ocular abnormalities of Rocky Mountain Horses”,
Online verfügbar Stand: 07.04.2022

Reißmann/Brockmann 2008: Analyse verschiedener Langhaaraufhellungen beim Pferd. Züchtungskunde, 80: p. 491-500.

Reißmann/Bierwolf/Brockmann 2007 Two SNPs in the SILV gene are associated with silver coat colour in ponies. Anim Genet, 38(1): p. 1--6.

Reißmann 2009: „Die Farben der Pferde: Genetik - Klassifizierung – Charakteristik, Cadmos Ratgeber, München.

Sponenberg 2003: Equine color genetics. Iowa State Press, IA.

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